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Horst Teltschik im Gespräch mit Alexander Maier Foto: Markus Brändli
„Wenn einer die Energiewende hinkriegt, dann ist es Deutschland"
Claudia Kemfert plädiert im Econvent für eine durchdachte Energiewende
Wird die Energiewende sozial ungerecht finanziert? Ist das Klimapaket der Bundesregierung aus wissenschaftlicher Sicht eine Enttäuschung? Sind die Lobbyisten der Vergangenheit stärker als die Lobbyisten der Zukunft? Solche Fragen diskutierte Thomas Puchan beim jüngsten „Talk im Econvent“ mit der Energie-Ökonomin und Professorin Claudia Kemfert. Der Hoteldirektor musste kurzfristig für den erkrankten Moderator des Abends einspringen. Puchans Vorteil: Die Fragen waren bestens vorbereitet, im lebhaften Gespräch mit dem prominenten Gast ergaben sich viele weitere Aspekte.
Jürgen Trittin in Esslingen. Der ehemalige Bundesumweltminister Jürgen Trittin findet klare Worte
Für viele ist er immer noch der Umweltminister schlechthin: Jürgen Trittin war im Econvent zu Gast und sparte nicht mit Kritik an der Politik der Regierung.
Als „Umweltpolitiker schlechthin“ wird er oft bezeichnet und als sehr prinzipientreuer Mensch beschrieben. Jürgen Trittin, von 1998 bis 2005 Bundesumweltminister und von 2009 bis 2013 Vorsitzender der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, ist in der Tat ein Mann der klaren Worte. Das wurde jetzt im Rahmen der Talk-Reihe im Econvent Esslingen sehr deutlich, an der die hochkarätigen Gäste unentgeltlich teilnehmen.
Ist er denn wirklich so prinzipientreu, wie viele sagen, will EZ-Redakteur Alexander Maier von Jürgen Trittin wissen: „Ich weiß nicht, ob ich prinzipientreuer bin als andere. Wir haben bei den Grünen aber gewisse Ziele wie den Atomausstieg, die wir dann auch beharrlich verfolgen und umsetzen“, antwortet der. Ganz klar ist für den gebürtigen Bremer aber: Die Politik muss zu dem stehen, was sie gesagt hat und diese Ziele dann auch aktiv umsetzen. Das gehe ihm in der aktuellen Regierung in vielen zentralen Punkten viel zu langsam, stellt Trittin klar. Etwa beim Thema Klimaschutz: „Will die Bundesregierung die Klimakrise einfach weiter aussitzen? An schönen Worten fehlt es nicht, sehr wohl aber am politischen Handeln“, so die Kritik. „Deutschland war einmal Vorreiter im Klimaschutz. Die Bilanz des letzten Jahrzehnts, der Kanzlerschaft Angela Merkels zeigt aber: Die deutschen Treibhausgasemissionen stagnieren auf hohem Niveau. Ziel war es, vom Jahr 1990 an gerechnet die Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu senken. Geschafft haben wir von diesem Etappenziel bisher nur 31 Prozent. Innerhalb eines Jahres noch neun Prozentpunkte zu realisieren, das würden nicht mal die radikalsten Grünen hinbekommen.“ Die deutschen und europäischen Klimaziele müssen verschärft werden, sagt Trittin – der sich ganz klar für ein Klimaschutzgesetz ausspricht – „davon sehe ich aktuell aber nichts.“ So müsse die globale Erwärmung auf maximal zwei Grad plus, besser noch eineinhalb Grad begrenzt werden, um den Folgen der Klimakrise noch Herr werden zu können. Stattdessen lebe man aktuell aber in Zeiten der weltweit höchsten CO2-Konzentration seit wohl drei Millionen Jahren: „Das ist fatal.“
Bei der Europawahl 2019 habe sich der deutliche Überdruss der Wähler an der Untätigkeit der Politik bei der Klimathematik gezeigt. Das schlechte Abschneiden der großen Volksparteien sei aber nie nur an einem Thema festzumachen: „Da stellt sich auch unabhängig von Sachthemen die Frage: Muss das immer so weitergehen, etwa was die Große Koalition angeht“, resümiert Trittin. Die Energiewende sei machbar, das Wissen und die technischen Voraussetzungen dafür vorhanden: „Das Problem ist die schreckliche Marktstrategie.“ Mit der Diesel-Subventionierung etwa müsse endlich Schluss sein. „In China wurden schon 2018 eine Million E-Autos verkauft, keines davon von einem deutschen Hersteller“, nennt Trittin ein Beispiel für die zu langsame Umsetzung der Ziele: „Die Autoindustrie ist hier weiter als die Bundesregierung. Wir sind zehn Jahre hinterher.“ Oder wenn Markus Söder (CSU) jetzt über den Kohleausstieg bis 2030 spricht: „Das haben die Grünen schon lange in ihrem Programm.“
Alle zwei Jahre erhebe das Bundesumweltamt eine Studie zum Umweltbewusstsein der Deutschen: „In der letzten halten 70 Prozent der Befragten den Klimaschutz für eine zentrale politische Aufgabe. Nur drei Prozent finden aber, die Bundesregierung tue dafür genug. Das ist ein sehr ernster Befund“, betont Trittin. Ein Umdenken müsse zudem in Sachen Agrarwirtschaft stattfinden: „Aktuell werden die mit der größten Fläche am meisten finanziell unterstützt. Die größten Subventionsnehmer sind also große Unternehmen. Stattdessen muss der Fokus auf die kleineren Betriebe gelegt werden, „das sind noch richtige Bauern und keine großen Industriebetriebe“, so Trittin. Problemen wie der Zugabe von Antibiotika bei großen Tierbeständen oder das Aufbringen von Gülle, was wiederum das Grundwasser verschmutze, müsse entgegengewirkt werden. Ebenso wie der Futtergewinnung, mit der oft die Abholzung tropischer Wälder einhergehe, denke man etwa an die Sojalieferungen aus Südamerika.
Politikmüde ist Jürgen Trittin, der Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Auswärtigen Ausschuss ist, noch nicht, stellt er auf Nachfrage klar: „Ich habe mein Leben lang Politik gemacht, ich bin noch fit, wieso soll ich jetzt aufhören?“ Bei der nächsten Bundestagswahl sei es die große Herausforderung für die Grünen, die aktuell sehr guten Ergebnisse der Europawahl zu halten, um dann bestenfalls die „äußerst unbequeme“ Oppositionsrolle überwinden zu können. Dass er nochmals für den Posten als Bundesumweltminister zur Verfügung stehe, wiegelt er ab: „Wir haben die Leute dafür“, sagt Trittin mit Blick auf die aktuelle Doppelspitze Annalena Baerbock und Robert Habeck.
Ob sich Politik verändert habe, will Alexander Maier zum Abschluss dann noch wissen. „Ja, das hat sie. Wenn man sieht, dass heute Bürgermeister abtreten, weil sie Morddrohungen erhalten und sich der Mob durchsetzt in einer Form der Enthemmung, die es so lange nicht gab, dann treibt mich das absolut um. Da muss sich etwas ändern. Die demokratischen Parteien müssen sich hier ganz klar gegen diesen Hass, diesen neuen Nationalismus stellen, der so oft verharmlosend Rechtspopulismus genannt wird.“
Zuerst veröffentlicht in der Eßlinger Zeitung am 07.04.2019 vom Autor: Katja Eisenhardt
Vieles, wofür es sich zu kämpfen lohnt
In der Reihe „Talk im Econvent“ betonte die ehemalige Justizministerin Herta Däubler-Gmelin, wie wichtig es ist, soziale Verantwortung zu übernehmen. Angesichts vieler Menschen, die sich engagieren, schaut sie jedoch hoffnungsvoll in die Zukunft: „Es gibt wieder mehr Menschen, die klare Kante zeigen.“
Fast vier Jahrzehnte lang saß die promovierte Juristin Herta Däubler-Gmelin im Bundestag. Sie war Bundesjustizministerin und stellvertretende Parteivorsitzende der SPD, hat sich mit Durchsetzungswillen, Kampfeslust und Engagement für das Aufbrechen verkrusteter politischer Strukturen, für Demokratie und Menschenrechte eingesetzt und sich damit auch in ihrer Partei nicht nur Freunde gemacht. In der Reihe „Talk im Econvent“ hat die heute 75-Jährige nun im Gespräch mit EZ-Redakteur Alexander Maier gezeigt, dass sie nichts von ihrer Streitlust eingebüßt hat.
Zwar hat sich Herta Däubler-Gmelin inzwischen aus der Berufspolitik zurückgezogen, doch ihre Lust an der Auseinandersetzung und ihr Einsatz für eine an den Bedürfnissen der Menschen orientierte Politik, für gerechte Strukturen und eine lebenswerte Zukunft haben nicht nachgelassen. „Ich sehe eine Menge Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt“, sagt sie. Ihr mache Mut, dass sich so viele Menschen für sozialpolitisch relevante Bereiche engagieren. Allerdings spiegle sich das im offiziellen Politikbetrieb nur bedingt wider. „Viele Politiker auch auf der Landesebene sind noch gut im Leben ihrer Kommunen verankert, aber je weiter ich nach oben schaue, um so mehr stelle ich fest, dass der Kontakt zur Bevölkerung und deren Leben und Sorgen verloren geht. Der binnenorientierte Typus Politiker hat zugenommen“, sagt Däubler-Gmelin.
Dort, wo in der EU die Jugendarbeitslosigkeit am höchsten ist, rekrutiert das Hotel Eco-Inn seine Auszubildenden. Es bietet den künftigen Hoteliers nicht nur einen Ausbildungsplatz, sondern auch eine Wohnung und einen Sprachkurs.
Esslingen - Die Hotelbranche hat schon immer geklagt, wie schwer es sei, Nachwuchs zu finden. Doch jetzt, wo man im Landkreis Esslingen von Vollbeschäftigung redet, reden auch die Gewerkschaft und andere Verbände von einer Nachwuchskrise in der Hotel- und Gaststättenbranche. Was tun? Das Hotel Eco-Inn in Esslingen hat eine Strategie entwickelt, um Lehrlinge aus besonders krisengeschüttelten Ländern anzuwerben und sie in Deutschland zu beschäftigen. Für diese erfolgreiche Strategie hat das Management jüngst einen Preis von der Industrie- und Handelskammer überreicht bekommen.
Thomas Puchan, Geschäftsführer des Hotels Eco-Inn in Esslingen „Um Auszubildende zu bekommen, haben wir mit der IHK Zagreb einen Kontakt geschlossen und mit einer Sprachschule in Malaga, Spanien. Weil das Länder mit hoher Jugendarbeitslosigkeit sind, konnten wir eine gemeinnützige GmbH gründen, die das Projekt trägt.
Unsere Anforderungen sind ein Sprachkurs, ein Mindestalter von 18 Jahren und ein einwöchiges Praktikum. Wir arbeiten mit Hotels und Gaststätten im Landkreis zusammen, sowie einem Stuttgarter Caterer. Einer unserer Projektpartner ist das Kolpingwerk in Stuttgart, dort machen die Auszubildenden einen Sprachkurs. In Esslingen/Berkheim haben wir ein Haus gemietet, in dem Auszubildende wohnen.
Am 25.11. berichtete die Eßlinger Zeitung über das Event in unserem Econvent. Hier der ganze Artikel:
Der Tübinger OB Boris Palmer war zu Gast bei „Talk im Econvent“. Dort stellte er sich den Fragen von EZ-Redakteur Alexander Maier und dem Publikum. In der Diskussion verteidigte Palmer den Migrationspakt.
Er eckt auch in der eigenen Partei öfter an und überlegt nicht immer zwei Mal, bevor er seine Meinung sagt. Aber begründen kann er sie immer. Dass Boris Palmer bestimmt kein Populist, sondern ein gradliniger Mensch und Politiker ist, hat er in Esslingen glaubhaft vermittelt. Er war zu Gast beim „Talk im Econvent“.
Wie prägend ein Vater wie Helmut Palmer fürs Leben ist, mag man daran ermessen, dass auch heute – 14 Jahre nach dessen Tod und in der zweiten Amtszeit seines Sohnes als Tübinger Oberbürgermeister – ein Abend mit Boris Palmer sich zunächst um dessen verstorbenen Vater dreht. Wobei es in diesem Fall einen zweiten Grund dafür gab: EZ-Redakteur Alexander Maier, der das Gespräch mit dem Tübinger OB und Grünen-Politiker führte, hat einst sein allererstes Interview als 14-jähriger Schülerzeitungsredakteur mit Helmut Palmer gemacht. Die Erinnerung an den Charakterkopf aus dem Remstal sorgte prompt für eine lockere, entspannte Stimmung beim Talk. Das Publikum erfuhr, dass Boris Palmer schon als Jugendlicher mit dem Vater durchs Land zog und dabei nicht nur die Liebe zur Natur und zu den heimischen Streuobstwiesen vermittelt bekam, sondern auch bei seinen Veranstaltungen an der Kasse saß. Er sei der einzige Politiker gewesen, der für Wahlkampfauftritte Eintritt verlangte: „So unterhaltsam war er.“
Am 16.10. berichtete die Eßlinger Zeitung über das Event mit Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin in unserem Econvent. Hier der ganze Artikel:
Manche denken noch immer, für Zoos würden Tiere in freier Wildbahn gefangen und eingesperrt. Das gilt schon lange nicht mehr, längst ist es umgekehrt: Zoos wildern bedrohte Arten aus und sorgen für deren Erhalt. Diese und viele andere spannenden Einsichten gab Wilhelma-Direktor Thomas Kölpin im Econvent. Er stellte sich dort vor etwa 30 Zuhörern den Fragen von Alexander Maier und wünscht sich Zoos als „moderne Artenschutzzentren“.
Wollte Thomas Kölpin schon immer Zoodirektor werden? Nein, sein ursprünglicher Traum war Tierforscher. Als Kind hielt er zuerst Meerschweinchen, das mit den Vogelspinnen fanden die Eltern für einen Grundschüler dann nicht mehr so gut. Seine Diplomarbeit und Doktorarbeit schrieb Kölpin über Schlangen. Den klassischen Werdegang zum Zoodirektor, sagte er, gebe es nicht mehr: Manche seien vorher Architekten gewesen oder hätten Filme gedreht. Ein Zoodirektor müsse nicht nur mit Tieren, sondern auch mit Menschen gut umgehen können – mit Mitarbeitern, Politikern und Besuchern.
Kölpins Dienstwohnung liegt mitten in der Wilhelma. „Ich mache morgens meine Runde“, sagt der Chef von 320 Mitarbeitern und eines Etats von 23 Millionen Euro. Kölpin hat in der Wilhelma „eigene“ Tiere, für die er die Verantwortung trägt und die er selbst pflegt. Seiner Liebe zu großen Tieren folgend sind das Elefanten, Nashörner und Tapire. „Derzeit lerne ich meine drei Töchter ein.“ Seine Tiere zuhause sind etwas kleiner, es sind Schlangen und Spinnen.
Am 31.08.2018 hat die Stuttgarter Zeitung über unsere neueste Auszeichnung berichtet:
Für ein besonderes Projekt erhält das Eco-Inn eine besondere Auszeichnung.
Esslingen - Es ist eine besondere Auszeichnung der Industrie- und Handelskammer der Region Stuttgart. Das Ecoinn-Hotel am Esslinger Hochschulcampus erhält den diesjährigen Innovationspreis Ausbildung der IHK. „In Zeiten des Fachkräftemangels wird die Ausbildung im eigenen Betrieb immer wichtiger“, sagt die IHK-Präsidentin Marjoke Breuning. Besonders gefiel der Jury, dass das Stuttgarter Sozialunternehmen, das in Esslingen das Ecoinn betreibt, junge Menschen aus Europa unterstützt, die in ihrem Heimatland keine Ausbildungsperspektiven haben. In Esslingen absolvieren derzeit Jugendliche aus Spanien und Kroatien eine duale Ausbildung im Hotel- und Gaststättenbereich.
Quelle: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.hotel-in-esslingen-ecoinn-erhaelt-innovationspreis
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