Die Eßlinger Zeitung schrieb am 27.05.2016 über uns und unseren neuen Nachwuchs folgenden Artikel.

Von Alexander Maier

Azubis sind momentan gesucht wie lange nicht. Was die Schulabgänger freut, bereitet manchem Arbeitgeber Sorgen: Vielen Branchen fällt es schwer, Bewerber zu finden - so wie in Gastronomie und Hotellerie, die oft händeringend nach Auszubildenden suchen. Das Esslinger Hotel Ecoinn am Campus blickt bei der Suche nach geeigneten Kandidaten gen Süden. In Kroatien und Spanien hat Hotel-Direktor Thomas Puchan neun junge Leute gefunden, die in ihrer Heimat nicht zum Zuge kommen und deshalb die Chance suchen, hierzulande eine qualifizierte Berufsausbildung als Hotelfachmann oder -frau zu absolvieren. Puchan ist zuversichtlich, dass sich das Konzept bewähren wird. Und er kann sich gut vorstellen, dass andere Arbeitgeber diesem Vorbild folgen werden.

In der Hotellerie gehört es dazu, mobil zu sein. "Ich habe in neun Betrieben gearbeitet, ehe ich ins Ecoinn kam", erzählt Puchan. "Gerade internationale Erfahrungen zahlen sich in dieser Branche aus." An interessierten Bewerbern fehlt es im Süden Europas nicht: Über das Kolping-Bildungswerk fanden sich drei geeignete Kandidaten in Kroatien, weitere sechs guckten sich Thomas Puchan und Rainer Dold, Geschäftsführer des Ecoinn-Betreibers SHT, in Spanien aus. Und nachdem man sich in der Heimat der Kandidaten schon mal beschnuppert hat, sollen die jungen Leute Anfang Juli zum Vorpraktikum nach Esslingen kommen.

Die Esslinger Hotelbetreiber sind nicht die ersten, die Azubis in anderen europäischen Ländern anwerben - und längst nicht alle, die diesen Weg bereits gegangen sind, waren damit erfolgreich. Von seiner spanischen Mitarbeiterin Olga Contreras Alfonso, die in einem anderen deutschen Hotel ausgebildet wurde und jetzt am Empfang im Ecoinn eine feste Größe ist, weiß Puchan, dass aller Anfang schwer sein kann, wenn es an den nötigen Rahmenbedingungen fehlt. "Wir haben versucht, aus den Fehlern anderer zu lernen", erklärt Puchan. "Es genügt nicht, junge Leute aus dem Ausland hierher zu holen und eine fachlich gute Ausbildung zu bieten. Man muss sich auch über das rein Fachliche hinaus um sie kümmern." Das ist die Aufgabe von Franziska Rettenbacher.

Als gelernte Hotelfachfrau und studierte Sozialpädagogin bringt sie alle Voraussetzungen mit, um die neuen Azubis aus Spanien und Kroatien bestmöglich zu betreuen. "Zu mir können sie mit allem kommen", erklärt die Azubi-Betreuerin. "Ich will ihnen die Eingewöhnung und den Alltag so leicht wie möglich machen. Nur wer sich wohlfühlt, kann optimal lernen." Teil des Konzepts ist, dass die jungen Leute im Ecoinn wohnen werden. "Hilfreich ist auch, dass wir uns auf zwei Nationalitäten konzentriert haben", findet Franziska Rettenbacher. "So haben unsere neuen Azubis immer jemanden, mit dem sie sich ohne sprachliche Hürden unterhalten können."

MobiPro macht manches möglich

Weil fehlende Sprachkenntnisse zu den wichtigsten Ausbildungsrisiken gehören, legt man im Ecoinn besonderen Wert darauf, dass die angehenden Hotelfachleute bereits an ihrem ersten Arbeitstag grundlegende Sprachkenntnisse mitbringen. "Wir erwarten das Sprachniveau B1", sagt Thomas Puchan. Wer Sprachkenntnisse in diesem Umfang besitzt, sollte in der Lage sein, sich selbstständig zu unterhalten. Und dabei bleibt es nicht: In der Ausbildung gehören Sprachkurse für die Azubis aus Spanien und Kroatien zum Pflichtprogramm. Dank der Förderung durch das EU-Programm MobiPro ist von der sozialpädagogischen Betreuung über den Sprachunterricht bis hin zu gelegentlichen Reisen in die Heimat vieles möglich.

Ansonsten bietet die Ausbildung im Ecoinn alles, was für künftige Hotelfachleute dazugehört - einschließlich der ganz normalen Abschlussprüfung. "Damit die jungen Leute ein möglichst breites Spektrum abdecken und möglichst viele Kenntnisse mitnehmen können, arbeiten wir mit Kooperationsbetrieben wie dem Brauhaus zum Schwanen und dem Palmschen Bau zusammen", sagt Thomas Puchan. "Wer diese Ausbildung erfolgreich absolviert hat, hat hinterher etwas Gutes in der Hand - ganz egal, ob er hierbleibt oder zurück in seine Heimat geht." Und weil der Hotel-Chef von der Idee überzeugt ist, hofft er, dass das Konzept bald auch in anderen Betrieben Schule machen wird. "Wir teilen unsere Erfahrungen gerne mit anderen", verspricht Franziska Rettenbacher.